
12 Monate – 12 Objekte – 12 Geschichten - August
von pflege
Gürtel des Holocaust-Überlebenden Walter Fantl-Brumlik
Im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz wurden Häftlingen bei der Ankunft die persönlichen Gegenstände abgenommen. Nur zwei Dinge durften sie behalten: Schuhe und Gürtel. Der Gürtel war für Walter Fantl-Brumlik ab diesem Zeitpunkt der einzige persönliche Besitz. Walter Fantl-Brumlik überlebte das Konzentrationslager Theresienstadt, Auschwitz sowie dessen Außenlager Gleiwitz. Er war der Einzige seiner aus vier Personen bestehenden Familie, der den Holocaust überlebte. Für Walter Fantl-Brumlik war der Gürtel ein Lebenssymbol und Glücksbringer von dem er sich sein Leben lang nicht trennen konnte.
Der Gürtel dokumentiert das ertragene Leid und die Unterversorgung: Ursprünglich hatte der Gürtel fünf gestanzte Löcher, drei Löcher kamen in Theresienstadt dazu, sechs weitere innerhalb von nur drei Monaten in Gleiwitz. Bei seiner Befreiung im Jänner 1945, die er nach einem Todesmarsch von Gleiwitz ins zirka 80 Kilometer entfernte KZ Blechhammer erlebte, wog Fantl-Brumlik 38 Kilogramm.
Beim „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 war Walter Fantl-Brumlik 14 Jahre alt. Kurze Zeit später wurde die Gemischtwarenhandlung der jüdischen Familie in Bischofstetten im Bezirk Melk „arisiert“. Vergeblich versuche die Familie Fantl-Brumlik Österreich zu verlassen und in die USA auszureisen. Die Familie musste nach Wien übersiedeln, wo sich Walter Fantl-Brumlik bis 1942 als von der Israelitschen Kulturgemeinde vermittelter Schlosser und Mechaniker durchschlagen konnte. Im Oktober 1942 wurde die Familie ins KZ Theresienstadt deportiert. Knapp zwei Jahre später im September 1944 kamen Walter Fantl-Brumlik und sein Vater von dort nach Auschwitz. Walters Vater Arthur wurde bei der Ankunft in Auschwitz in der Gaskammer ermordet. Walter selbst wurde eine paar Tage später nach Gleichwitz verlegt, wo er als Zwangsarbeiter Eisenbahnwaggons reparierte. Nach seiner Befreiung kehrte Walter Fantl Brumlik im Sommer 1945 nach Österreich zurück. Den einzigen persönlichen Gegenstand, den er aus der Zeit vor 1938 hatte, war sein Gürtel.
Gürtel des Holocaust-Überlebenden Walter Fantl-Brumlik, Inv.Nr. LK2556/466