
12 Monate – 12 Objekte – 12 Geschichten - September
von pflege
Hängegleiter zur Flucht aus der Tschechoslowakei
Die 453 Kilometer lange Grenze zwischen der Tschechoslowakei und Österreich am „Eisernen Vorhang“ war während der Zeit des Kalten Krieges von 1948 bis 1989 streng militärisch bewacht. Sicherheitsanlagen mit Stacheldrahtsperren, Minen, elektrisch geladenen Zäunen und eine ständige Präsenz von Soldaten, sollte eine Überquerung unmöglich machen. Der Versuch eines Grenzübertritts bzw. die Flucht aus der Tschechoslowakei nach Österreich war damit lebensgefährlich.
Nichtsdestotrotz versuchten in regelmäßigen Abständen Menschen aus den kommunistischen Ostblockstaaten, die Grenze nach Österreich in die Freiheit zu überqueren. Einer dieser Personen war der Tscheche Jiří Rada, der im September des Jahres 1988 auf höchst spektakuläre Art flüchtete. Rada konstruierte einen motorisierten Hängegleiter, den er mit einem Zweitaktmotor antrieb. Der Korpus des Fluggerätes besteht aus grün lackiertem Rohrgestänge. Hinter dem Sitz, auf der Rückseite des Fahrgestells, befindet sich der Motor mit einem zweiblättrigen Propeller aus Holz. Das Fahrwerk des Hängegleiters besteht aus drei Gummirädern. Das vordere Rad wurde mit den Füßen gelenkt. Der Tank, der an den Motor angeschlossen war, ist ein weißer Kunststoffkanister. Die Bespannung der Tragflächen besteht aus Segeltuch mit Kunststoffbeschichtung. Mit seinem heimlich gefertigten Hängegleiter startete Rada in Adamov in der Nähe von Brünn und landete nach einem zirka 110 Kilometer langen Flug in Sierndorf an der March in der Freiheit.
Hängegleiter zur Flucht aus der Tschechoslowakei, Inv.Nr. LK240